Lichttechnische Planungs-Software DIALux und Relux

Beide Programme verfügen über ein spezifisches Datenformat (siehe oben) und ermöglichen die Installation von Daten-PlugIns dieses Formats vieler Leuchtenhersteller. Auf diesem Wege ist das zum Zeitpunkt des Downloads im PlugIn enthaltene Produktprogramm des betreffenden Herstellers jederzeit offline auf dem Rechner verfügbar.

In der Praxis zunehmend bewährt hat sich jedoch das Verfahren, den benötigten Datensatz einzeln aus dem Online-Katalog in die Planungssoftware zu importieren (siehe Abbildung). Insbesondere die kurzen  Innovationszyklen moderner LED-Leuchten lassen Daten-PlugIns heute schnell veralten.

Abbildung 3.63: Übernahme aktueller lichttechnischer Daten in ein Planungsprogramm

Neben der Planung mit dem spezifischen Datenformat ermöglichen beide Programme auch den Import von  IES und Eulumdat-Daten.

Aber schon die Bezeichnung ihrer Anwendung ist umstritten. So werden die Programme als „Lichtplanungs-Software” oder als „Lichtberechnungs-Software” bezeichnet. Wie auch immer - beide sind Werkzeuge, welche den kreativen Planungsprozess lediglich unterstützen können. Die weit verbreitete Annahme, dass die Beherrschung der Software allein ihren Anwender zur Lichtplanung befähigt, ist irrig.

Leistungsumfang

Tatsächlich liegt die Stärke dieser Programme in der sehr exakt reproduzierbaren Ermittlung aller für die Bewertung einer Beleuchtungsanlage erforderlichen lichttechnischen Kenngrößen. Im Unterschied zum Wirkungsgradverfahren, mit dem nur eine durchschnittliche Beleuchtungsstärke in der Nutzebene ermittelt werden kann, wird für jeden definierten Messpunkt im Raum die Beleuchtungsstärke durch Summation der verschiedenen Einflüsse auf diesen Punkt berechnet. Der betrachtete Raum kann in Zonen, z. B. Arbeits- und Umgebungsbereiche, eingeteilt und deren Beleuchtungsstärken separat bewertet werden. Zusätzlich können auch vertikale und schräge Flächen betrachtet werden. In jeder definierten Fläche kann die Gleichmäßigkeit der Beleuchtungsstärke ermittelt werden.

Das Verfahren funktioniert so, dass für jeden Punkt der definierten Messebenen die Einflüsse aller Lichtquellen berücksichtigt werden. Das heißt, ein Teil der Beleuchtung kommt direkt von der nächstgelegenen Leuchte auf den Messpunkt, zusätzliche Anteile von den entfernteren Leuchten, und weitere Anteile durch Reflexion an den Wänden und der Decke.

Bei Verwendung der lichttechnischen Daten im ULD-Format oder ROLF-Format (siehe Abschnitt „Technische Katalogdaten") kann darüber hinaus die Wirkung ausgedehnter oder unterteilter, bzw. zusammengesetzter Lichtaustrittsflächen der Leuchten berücksichtigt werden. Die ebenfalls verwendbaren LVK-Datenformate (IES, LDT, T14) berücksichtigen hingegen nur jeweils eine punktförmige Lichtquelle als Ursprung der Lichtstärkeverteilung.

Neben der Verteilung der  Beleuchtungsstärke können bei der photometrischen Planung auch die im Raum und an den Leuchten auftretenden Leuchtdichten und die damit verbundenen Blendwirkungen ermittelt werden. In
der geschickten Anordnung geeigneter Leuchten liegt ein wesentliches Optimierungspotential.

Abbildung 3.64: Visualisierung mit DIALux evo

Die Anzeige der Berechnungsergebnisse erfolgt wahlweise in Tabellen, Diagrammen, sowie in 2- oder 3-dimensionalen Falschfarbendarstellungen. Darüber hinaus ermöglichen die Programme die Visualisierung (z.B. mittels Raytracing, siehe Abbildung) der Beleuchtungssituation, um bereits in der Planungsphase einen Eindruck der ihrer visuellen Wirkung zu erhalten (siehe nächster Abschnitt).

Die Bewertung der Ergebnisse, auch der dargestellten Visualisierung, erfordert jedoch in jedem Fall ein hohes Maß an Erfahrung. Die Aufgabe des Planers ist, eine sinnvolle Anordnung geeigneter Leuchten zu kreieren, die eine optimale Beleuchtungssituation hervorbringt.

Die diversen Lichtberechnungs-Programme unterscheiden sich im Wesentlichen in Ihrer Handhabung. Bezüglich  der generierten Berechnungsergebnisse unterscheiden sie sich kaum voneinander. Diese sind sehr gut reproduzierbar. Abweichungen zu nachträglich aufgenommenen Messungen in der ausgeführten Installation betragen jedoch nicht selten 10 % und manchmal auch mehr. Neben den möglichen Toleranzen der technischen Werte der Lichtquellen sind vielfach auch Abweichungen der Reflexionseigenschaften der realen Raumbegrenzungsflächen von denen der Planung sowie Abschattungseffekte durch diverse Objekte im Raum eine maßgebliche Ursache. Insbesondere bei überwiegend indirekt wirkender Beleuchtung ist daher große Sorgfalt bei der Planung geboten.

Die Programme entwickeln sich stetig weiter und passen sich den aktuellen Normen und Marktanforderungen an.

Realitätsnahe Ansichten

Abbildung 3.65:

Visualisierung eines Besprechungsraumes

Die europäische Beleuchtungsnorm EN 12464 legt Mindestanforderungen an die Beleuchtung von Arbeitsstätten in Europa fest. Diese Mindestanforderungen werden durch technische Werte repräsentiert, deren Einhaltung die Erfüllung der wesentlichen Qualitätskriterien der Beleuchtung gewährleisten soll. Das Verfahren hat sich sehr bewährt. Die funktionalen Aspekte der Beleuchtung sind umfassend berücksichtigt. Eine normgerechte Beleuchtung ermöglicht eine uneingeschränkte Erfüllung der Sehaufgabe.

In vielen Fällen ist jedoch neben dem funktionalen auch der gestalterische Aspekt der Beleuchtung von gleichwertiger Bedeutung (siehe auch Kapitel, „Grundlegende Anforderungen an gute Beleuchtung”).

Sogenannte „Raytracer” ermöglichen ein 3-dimensionales Rendering, insbesondere unter Berücksichtigung der auf den Oberflächen des betrachteten Raumes, d. h. der Raumbegrenzungsflächen und der im Raum enthaltenen Objekte, auftretenden Leuchtdichten. Es ist möglich, den gerenderten Raum virtuell zu betreten und sich dort „umzusehen”.

Für die visuell-gestalterische Planung Kann solch ein Programm dem Lichtplaner ein hilfreiches Werkzeug sein. Dennoch ist eine Bewertung des angezeigten Berechnungs-Ergebnisses auf der Grundlage der Erfahrung auch im Umgang mit diesem technischen Hilfsmittel unverzichtbar, da Voreinstellungen der Software oder auch des Anzeigebildschirms das Erscheinungsbild der Simulation erheblich beeinflussen bzw. verfälschen Können.

Wenn sichergestellt ist, dass eine verlässlich realitätsnahe Darstellung der zukünftigen Beleuchtungssituation erreicht worden ist, Kann ein „virtueller Spaziergang” auch dem nicht fachkundigen Bauherren bei der Entscheidungsfindung behilflich sein.