Gebäudezertifizierung

Abbildung 3.61: Beispiele für Logos von Gebäudezertifizierungssystemen

Nachhaltigkeit ist ein Aspekt, der bei der Erstellung und Sanierung von Gebäuden seit den frühen 1990er Jahren zunehmend einen hohen Stellenwert genießt. Gründe dafür liegen in der intensiven Nutzung von Gebäuden - der Mensch verbringt im Allgemeinen einen Großteil seines Arbeitstages in Nichtwohngebäuden und mehrere Stunden im Innenraum daheim -, sowie der langen Zeitspanne von Ihrer Erstellung bis zur Sanierung oder Außerbetriebnahme. Die Eigenschaften eines heute geplanten Gebäudes werden demnach über einen langen Zeitraum erhalten bleiben und unser Leben beeinflussen.

Um Nachhaltigkeit zu bewerten, werden weltweit Zertifizierungen von Dienstleistern angeboten, die sich auf
unterschiedliche Zertifizierungssysteme stützen. Beispiele dafür sind:

  • DGNB (Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V., BRD),

  • MINERGIE® (Schweiz)

  • BREEAM® (Building Research Establishment Environmental Assessment Method, Großbritannien),

  • LEED® (Leadership in Energy and Environmental Design, USA),

  • HQE® (Haute Qualité Environnementale, Frankreich),

  • CASBEE® (Comprehensive Assessment System for Built Environment Efficiency, Japan),

  • Green Star (Australien)

Alle genannten Zertifizierungssysteme betrachten Kriterien, die weit über die reine Forderung der Energieeffizienz hinausgehen. Dabei liegen die Schwerpunkte etwas unterschiedlich. Dies ist im Wesentlichen darauf  zurückzuführen, dass sie unter Berücksichtigung spezifischer Gegebenheiten in unterschiedlichen Ländern bzw. Kontinenten entwickelt wurden.

Zunehmend bedeutsame Aspekte sind die Gesundheitsförderung und der Komfort. WELL unterscheidet sich dabei von den anderen Systemen, indem Energieeffizienz in der hier getroffenen Definition von Nachhaltigkeit (siehe Kapitel) nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.

Trotz des regionalen Bezugs ihrer Entstehung weisen einige der Systeme aus unterschiedlichen Gründen auch eine gewisse interkontinentale Verbreitung auf.

Alle genannten Zertifizierungssysteme dienen zur Bewertung der Gebäudefunktionen, bei denen der Beleuchtung mehr oder weniger Bedeutung zukommt. Es wird in jedem Fall die Umsetzung der gewünschten Funktionen durch die Gesamtlösung, bzw. die Gesamtplanung bewertet. Eine direkte Zertifizierung von im Gebäude verwendeten Produkten, wie z. B. Beleuchtungskomponenten, ist daher nicht vorgesehen.

Alle Zertifizierungssysteme sind von Experten der Gebäudeplanung in Zusammenarbeit mit politischen Institutionen entwickelt worden, worin sich die globale, gesamtgesellschaftliche Bedeutung dieses Themas widerspiegelt.

Zertifizierungsgrad in Europa

Der Anteil der zertifizierten Gebäude am Gesamtbestand bzw. dem aktuell in der Erstellung befindlichen  Bauvolumen ist in Europa sehr unterschiedlich. Abhängig ist dies in hohem Maße u. a. von der Bekanntheit und Akzeptanz der Zertifizierungssysteme, insbesondere im Vergleich zu alternativen Bewertungskriterien, und von der Möglichkeit staatlicher Förderungen auf Grundlage der erteilten Zertifizierung.

In der Schweiz, wo eine Förderung auf Grundlage des MINERGIE-Standards (siehe unten) möglich ist, ist der Grad der Zertifizierung relativ hoch. In Frankreich ist insbesondere der Grad der HQE-Zertifizierung von Wohngebäuden relativ hoch. In Großbritannien ist die BREEAM-Zertifizierung gut etabliert.

In Deutschland bestehen für den Neubau und die Sanierung von Gebäuden umfangreiche Regelungen, die sich weitgehend auf deutsche DIN-Normen oder europäische EN-Normen beziehen. Viele dieser Normen sind für den Neubau auf Grund von staatlichen Gesetzen und Verordnungen zwingend anzuwenden. Staatliche Förderungen als Sanierungsanreiz werden häufig für Einzelmaßnahmen, wie z. B. für behindertengerechte Barrierefreiheit oder den Einbruchschutz, auf Grundlage einer erweiterten Anwendung dieser Normen definiert.

Eine besondere Rolle spielt dabei immer noch die Energieeffizienz. Insbesondere bzgl. des Energiebedarfs von Nichtwohngebäuden liegt mit der DIN V 18599 (siehe Kapitel) ein detailliertes Berechnungsverfahren vor, das standardmäßig von Energieberatern eingesetzt wird. Es findet nicht nur in der durch die EnEV geforderte Energieausweis-Erstellung seine Anwendung. Es dient auch in hohem Maße als Grundlage für Fördermöglichkeiten durch die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), die sich auf den Aspekt der Energieeffizienz beziehen.

Durch die Vielzahl dieser Möglichkeiten sind die Gebäude-Zertifizierungssysteme - selbst das deutsche DGNB-System - in der Wahrnehmung deutscher Bauherren relativ in den Hintergrund getreten. LEED-, BREEAM- und andere internationale Zertifizierungen (siehe unten) gibt es in Deutschland vor allem auf Grund interner Standards internationaler Konzerne.

Dennoch ist offenbar der Aspekt einer umfassenden Gesamtbeurteilung der Qualität des Gebäudes ein starkes Argument für eine Zertifizierung. Vor diesem Hintergrund lässt sich in der jüngeren Vergangenheit ein ansteigender Trend erkennen, der vor allem im Bereich der Investorengebäude - in Teilmärkten im zweistelligen Prozentbereich - klar zu verzeichnen ist.

DGNB

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. (englisch German Sustainable Building Council) ist eine Non-Profit- und Nichtregierungsorganisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, nachhaltiges Planen, Bauen und Nutzen von Bauwerken zu fördern. Im Zentrum steht dabei ein Zertifizierungssystem, mit den  berücksichtigten Themenfeldern:

  • Ökologische Qualität,

  • Ökonomische Qualität,

  • Sozio-kulturelle Qualität,

  • Technische Qualität,

  • Prozessqualität und

  • Standortqualität.

Das DGNB-Zertifikat wird, je nach Gesamt-Erfüllungsgrad der genannten Anforderungen, in 4 Stufen vergeben:

  • Bronze (ab 35 %, nur für Bestandsgebäude)

  • Silber (ab 50 %)

  • Gold (ab 65 %)

  • Platin (ab 80 %)

Die DGNB wurde im Jahr 2007 gegründet. Das Zertifizierungssystem ist zuletzt in 2015 grundlegend überarbeitet worden. Anpassungen und Erweiterungen erfolgen kontinuierlich.

Der Bewertung liegen Nutzungsprofile zu Grunde. Je Nutzungsprofil sind die zu erfüllenden Kriterien sowie deren Gewichtung bzgl. der Bewertung definiert. Auch die Nutzungsprofile werden kontinuierlich ergänzt und weiterentwickelt.

Partnerorganisationen im europäischen Ausland adaptieren das DGNB-Zertifizierungssystem. Sie übernehmen das Konzept und passen dies in Zusammenarbeit mit der DGNB an örtliche gesetzliche Vorgaben und Normen  an. Auf dieser Grundlage erfährt das DGNB-Zertifikat internationale Verbreitung in nationalen Varianten.

Ebenso kann eine internationale Version des Zertifikats, basierend auf europäischen Normen, vergeben werden.Dies ermöglicht international eine direkte Zertifizierung ohne die Notwendigkeit einer vorherigen Adaptation durch eine Partnerorganisation.

Eine Besonderheit des DGNB-Systems ist die Unterscheidung zwischen der Ausstellung eines „Zertifikats” und eines „Vorzertifikats”. Letzteres basiert auf der Grundlage der Planungsdaten. Dies ermöglicht dem Ersteller des Gebäudes die Nutzung der erteilten Bewertung bereits in der Vermarktungsphase vor Fertigstellung des Gebäudes. Das „Zertifikat” kann nach Fertigstellung optional zusätzlich vergeben werden.

Die für die Beleuchtung relevanten Kriterien sind in dem DGNB-Verfahren vor allem unter dem Aspekt der „soziokulturellen Qualität” zu finden. Die Erfüllung der europäischen Beleuchtungsnorm EN 12464-1 [50] wird hier als Mindeststandard vorausgesetzt. Zusatzpunkte können bei Übererfüllung erworben werden, wie z. B.:

  • Farbwiedergabe Ra ≥ 90

  • Beleuchtungsstärke auf den Wänden EvWand ≥ 150 lx

  • Durch automatische oder individuelle Anpassung der Beleuchtungsstärke (> 800 lx)

  • Durch automatische oder individuelle Anpassung der Lichtfarbe im Bereich warmweiß (3000 K) bis tageslichtweiß (6500 K)

Anforderungen an die Art der Anpassung der Lichtfarbe werden im DGNB-System nicht explizit genannt. Hinweise dazu sollten aktuellen Veröffentlichungen (siehe Kapitel „Human Centric Lighting”) entnommen werden.

MINERGIE

Tabelle 3.42:

Zertifizierung nach MINERGIE® bzgl. des Energiebedarfs

MINERGIE® ist ein Zertifizierungsverfahren, das in der Schweiz seinen Ursprung hat und in der Praxis weit verbreitet angewendet wird. Seit seiner Einführung im Jahr 1994, ursprünglich in privater Trägerschaft, seit 1998 im Verein „Verein Minergie”/ „Association Minergie”(AMI) organisiert, sind über 40.000 Gebäude nach diesem verfahren zertifiziert worden. In der Schweiz und darüber hinaus in Liechtenstein, Deutschland und Japan ist die Marke MINERGIE® als registrierte Marke geschützt.

MINERGIE unterscheidet zwischen der dreistufigen Zertifizierung bzgl. des Energiebedarfs eines Gebäudes und einer davon unabhängigen, zusätzlichen Zertifizierung weiterer Nachhaltigkeitskriterien. Die möglichen Zertifizierungen sind (siehe Tabelle):

  • MINERGIE®,- MINERGIE-P®,

  • MINERGIE-A® und

  • MINERGIE-ECO®.

Auch der MINERGIE-Zertifizierungsprozess unterliegt einer permanenten Weiterentwicklung, angepasst an die technischen Innovationen, die zur Verfügung stehen. So ist z. B. der Standard MINERGIE-A (siehe Tabelle) im Jahr 2011 eingeführt worden.

Die MINERGIE-Zertifizierung erfolgt auf der Grundlage von Planungsdaten. Die langjährige Erfahrung mit dem Verfahren hat jedoch gezeigt, dass die ermittelten energetischen Kennwerte in der praktischen Umsetzung im Wesentlichen als recht realistisch anzunehmen sind.


Die zusätzlich mögliche Zertifizierung nach dem ECO-Standard wird auf der Internetseite des Vereins wie folgt charakterisiert: „Minergie-Eco ordnet die Anforderungen sechs Kriterien zu. Gesundheitliche Aspekte sind in den  Kriterien Tageslicht, Schallschutz und gesundes Innenraumklima berücksichtigt, die Kriterien nachhaltiges Gebäudekonzept, Materialisierung und Prozesse wie auch die Berechnung der Grauen Energie beinhalten bauökologische Anforderungen. Die sogenannten Ausschlusskriterien verhindern, dass Systeme und Materialien zum Einsatz kommen, die mit dem nachhaltigen Bauen völlig unvereinbar sind. Dazu zählen beispielsweise Biozide oder Holzschutzmittel in Innenräumen” (https://www.minergie.ch/baustandards.html).

BREEAM

Das 1990 in Großbritannien von der Building Research Establishment (BRE) entwickelte BREEAM® ist das älteste Zertifizierungssystem für die Nachhaltigkeit des Bauens und wurde 2008 umfassend novelliert. Es umfasst heute die 10 Beurteilungskategorien

  • Energie

  • Gesundheit und Wohlbefinden

  • Innovation

  • Landverbrauch und Ökologie

  • Material

  • Management

  • Umweltverschmutzung

  • Transport

  • Abfall

  • Wasser

und betrachtet den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes.

In jeder Kategorie wird eine Mindestpunktzahl gefordert. Die gewichtete Summe der Punkte aller Kategorien führt zu einer Gesamtbewertung. Zertifikate werden in den 4 Abstufungen

  • Passed

  • Good

  • Very Good

  • Excellent

erteilt.

BREEAM ist das weltweit wohl meist angewendete Zertifizierungssystem. Nach eigenen Angaben auf der BREEAM-Internetseite http://www.breeam.com/ sind derzeit weltweit 2.249.400 Gebäude für die Bewertung nach BREEAM registriert. Mehr als 548.800 Gebäude sind in 77 Ländern zertifiziert. Zertifizierungsgesellschaften, die BREEAM-Zertifizierungen durchführen gibt es in Europa in den Ländern

  • Niederlande,

  • Spanien,

  • Norwegen,

  • Schweden,

  • Deutschland,

  • Österreich.

LEED

LEED®, Gewichtung der Kriterien

Das vom U.S. Green Building Council (USGBC) im Jahr 1998 eingeführte LEED®- Zertifizierungssystem ist international verbreitet. Es wird permanent an neue Entwicklungen angepasst. Die neueste Version ist LEEDv4, die im Oktober 2013 veröffentlicht wurde. Die weltweit verbindliche Frist für die Umstellung der Zertifizierungsstellen auf das neue System endet im Oktober 2016. Eine nachfolgende Version LEEDv4.1 befindet sich als Beta-Version in der Erprobung. Etwa 60% der mehr als 10.000 LEED-zertifizierten Gebäude befinden sich in den USA.

Auch in Europa wird durch zahlreiche Zertifizierungsstellen die LEED-Zertifizierung angeboten. Die häufigste Anwendung findet sie bei Gebäuden internationaler Konzerne, für deren Immobilien eine LEED-Zertifizierung ggf. obligatorisch ist.

LEED berücksichtigt die folgenden Hauptkriterien:

  • Nachhaltiger Standort,

  • Wasserwirksamkeit,

  • Energie & Atmosphäre,

  • Materialien & Ressourcen,

  • Komfort & Innenraumklima,

  • Transport,

  • Gebäudeperformance,

  • Integraler Planungsprozess.

Es werden 110 Punkte vergeben. Das LEED-Zertifikat wird je nach erreichter Punktzahl in vier Stufen ausgestellt

  • LEED Certified (40 bis 49 Punkte),

  • LEED Silver (50 bis 59 Punkte),

  • LEED Gold (60 bis 79 Punkte),

  • LEED Platinum (80 bis 110 Punkte).

Die Gewichtung der Kriterien ändert sich mit der fortschreitenden Entwicklung des Verfahrens. Die Beleuchtung spielt insbesondere bei den Kriterien Energie, Komfort und Gebäudeperformance eine Rolle. Im Bereich des Komforts ist die Individualität im LEED-System ein wichtiger Aspekt, der mit geeigneten Steuerungssystemen der Beleuchtung unterstützt werden kann (siehe auch Kapitel). Die Berücksichtigung guter Beleuchtungssysteme bei der Zertifizierung kann entscheidende Punkte einbringen, um die nächsthöhere Stufe zu erklimmen.

Eine Besonderheit des LEED-Systems ist derzeit, dass es den Nutzen integraler Planungsprozesse bereits berücksichtigt. Auch für die Anwendung z. B. eines BIM-Verfahrens (siehe Kapitel), dass während der Planung bereits verlässliche Rückschlüsse auf den späteren Betrieb des Gebäudes zulässt, können Punkte für die Zertifizierung erlangt werden.

WELL Building Standard

Das Zertifizierungsverfahren nach dem „WELL Building Standard” ist im Jahre 2013 in den USA entwickelt worden und stellt damit das jüngste Zertifizierungsverfahren dar, das sich derzeit auf dem Markt befindet.

Im Gegensatz zu den anderen hier aufgeführten Zertifizierungen, die ihren Ursprung in ökologischen Anforderungen haben und im Rahmen der Weiterentwicklung Verfahrens um weitere Aspekte der Nachhaltigkeit ergänzt wurden, bezieht sich das WELL Building System primär auf die Nutzungsqualität des betrachteten Gebäudes. Dabei ist es die Gesundheitsförderung, bzw. die gesundheitliche Verträglichkeit, die die hier getroffene Definition der Nachhaltigkeit dominiert. Die Energieeinsparung spielt eine eher untergeordnete Rolle.

Eine Dynamik der Beleuchtung, z. B. durch einen automatisierten tageszeitlichen Verlauf, wird im WELL-Standard nicht definiert. Ihre Umsetzung ist jedoch naheliegend (siehe KapitelHuman Centric Lighting und Lichtplanung „Human Centric Lighting und Lichtplanung"), insbesondere in Bereichen, in denen ein Lichtmanagement zum Zweck der Energieeinsparung ohnehin gefordert ist.

Wie viele andere Zertifizierungssysteme beruht auch WELL auf einem Punkte-System, das eine Klassifizierung bis zum Prädikat „Platin” ermöglicht. Die zu berücksichtigenden Kriterien sind hier:

  • Air (Raumluft)

  • Water (Wasser)

  • Nourishment (Ernährung)

  • Light (Licht)

  • Fitness

  • Comfort (Behaglichkeit)

  • Mind (Psychisches Wohlbefinden.

Auffällig ist, dass die Verbesserung des subjektiven Befindens des einzelnen Nutzers im Fokus steht. Dazu werden objektivierbare Kriterien herangezogen, von denen einige in Europa bereits auf Grund geltender gesetzlicher Bestimmungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes gefordert sind. Darüber hinaus betreffen die Forderungen aber nicht nur die immobile Gebäudeausstattung, sondern im Falle des Punktes „Nourishment” sogar Verbrauchsgüter. So dürfen gemäß den Anforderungen des WELL-Standards z. B. Getränke maximal 30 Gramm Zucker pro Flasche oder Dose enthalten, um in den betreffenden Gebäuden zum Konsum angeboten werden zu dürfen.

In Bezug auf das Licht, sind es auch hier nicht die verwendeten Komponenten - also z. B. die Leuchten - die bewertet werden, sondern die Wirkung der erzielten Beleuchtungssituation. Dem entsprechend kann es, wie auch beim LEED- oder DGNB-Zertifizierungssystem, keine zertifizierten Produkte geben, sondern nur Konzepte, welche mit geeigneten Komponenten umgesetzt sind und die Bewertungskriterien des WELL-Standards unterstützen.

Wichtige Aspekte Aspekte der Beleuchtung sind

  • die Vermeidung von Blendung,

  • eine ausgewogene Umfeldbeleuchtung,

  • die Unterstützung des circadianes Rhythmus und

  • eine geeignete Automatisierung der Beleuchtung.

Die Anforderungen an Blendungsbegrenzung und Umfeldbeleuchtung sind mit der Einhaltung der Norm EN  12464-1 erfüllt.

Zur Unterstützung des circadianen Rhythmus werden in Abhängigkeit der im Raum zu verrichtenden Tätigkeit unterschiedlich hohe vertikale, melanopisch wirksame Beleuchtungsstärken im Gesichtsfeld gefordert (siehe Tabelle).

Tabelle 3.43: Geforderte melanopisch wirksame Beleuchtungsstärken (EML: Equivalent Melanopoic Lux) gemäß WELL Building Standard

Eine Dynamik der Beleuchtung, z. B. durch einen automatisierten tageszeitlichen Verlauf, wird im WELL-Standard nicht definiert. Ihre Umsetzung ist jedoch naheliegend (siehe Kapitel), insbesondere in Bereichen, in denen ein Lichtmanagement zum Zweck der Energieeinsparung ohnehin gefordert ist.

HQE

Das HQE®-Zertifikat ist im Jahr 2005 von der 1996 in Paris gegründeten „Association pour la Haute Qualité Environnementale” (ASSOHQE) eingeführt worden. Es zielte zunächst auf den Neubau und die Sanierung bestehender Büro- und Schulgebäude, ist später jedoch auch für die Bewertung von Wohngebäuden weiterentwickelt worden. Heute ist seine Anwendung schwerpunktmäßig im französischen Wohnungsbau zu sehen. Ein internationale Ausrichtung wird jedoch angestrebt. Die Anzahl der zertifizierten Projekte beträgt weltweit ca. 380.000 (http://www.behqe.com/fr/hqe-dans-le-monde/cartographie-des-projets).

Zur Qualitätssicherung findet bei dem HQE-Verfahren nach jeder Phase – Beauftragung, Entwurf und Fertigstellung – eine Bewertung statt, die als Basis für die Zertifizierung dient.


Es können drei Stufen des Zertifikats erreicht werden:

  • Grundniveau,

  • Leistungsniveau und

  • Hochleistungsniveau.

Dazu dienen 14 Bewertungskriterien, die in 4 Klassen eingeteilt sind:

ÖKOLOGISCHES BAUEN

  • Bezug der Gebäude zu ihrer unmittelbaren Umgebung

  • Integrierte Auswahl der Bauverfahren und -produkte

  • Geringe Umweltbelastung durch die Baustelle

ÖKOLOGISCHES MANAGEMENT

  • Energiemanagement

  • Wassermanagement

  • Abfallmanagement für die zum Projekt anfallenden Abfälle

  • Wartungs- und Instandhaltungsmanagement

KOMFORT

  • Hygrothermischer Komfort

  • Akustischer Komfort

  • Visueller Komfort

  • Geruchskomfort

GESUNDHEIT

  • Gesundheitliche Qualität der Räume

  • Gesundheitliche Qualität der Luft

  • Gesundheitliche Qualität des Wassers

CASBEE-Zertifizierung

CASBEE® (Comprehensive Assessment System for Building Environmental Efficiency) ist ein Zertifizierungssystem, das speziell für den japanischen und darüber hinaus für den asiatischen Markt entwickelt wurde. Es wurde im Jahr 2001 eingeführt und seitdem regelmäßig weiterentwickelt und aktualisiert. Bis heute sind über 500 Zertifikate vergeben (http://www.ibec.or.jp/CASBEE/english/ certificationE.htm). CASBEE berücksichtigt insbesondere die  Eignung von Gebäuden bzgl. der örtlichen Umweltbedingungen in Japan, wie z. B. Erdbebensicherheit.

Eine Besonderheit des Systems ist, dass die Punkte in der Bewertung für die Qualität des Gebäudes und den dafür erforderlichen Aufwand getrennt aufsummiert werden, um im Anschluss den Quotienten daraus zu bilden.

Somit repräsentiert die Maßzahl formal-mathematisch tatsächlich die Effizienz, also das Verhältnis des erreichten Ergebnisses zum dafür erforderlichen Aufwand, der Maßnahme.

Green Star

Green Star ist im Jahr 2003 vom Green Building Council of Australia (GBCA) eingeführt worden und ist seitdem ein in Australien und Neuseeland erfolgreich angewendetes Zertifizierungssystem. Es basiert auf dem britischen Zertifizierungssystem BREEAM und dem amerikanischen LEED-System.

Mit „Grauer Energie” wird die Energie bezeichnet, die für die Bereitstellung
eines Produktes von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis zu seiner Entsorgung - exklusive
der für den Betrieb benötigten Energie - benötigt wird. Diese ist für den sogenannten „CO2-Fußabdruck”
mit zu berücksichtigen.