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New Work Thementag mit Petra Ruhnau

#3: Was macht die Farbe im Büro?

Dass sich nicht jede Farbe positiv auf die Arbeitsatmosphäre auswirkt, versteht sich von selbst. Aber: Welche Farben und welche Kombinationen beeinflussen Psyche und Leistungsfähigkeit im Büro positiv, worauf kommt es an? Wertvolle Einblicke dazu bot die Key Note von Petra Ruhnau auf unserem New Work Thementag in Arnsberg.

Die Dipl.-Farbdesignerin der HAWK Hildesheim arbeitet seit vielen Jahren im FarbDesignStudio bei Caparol, dem deutschen Marktführer für Bauanstrichmittel, insbesondere Farben für den Innen- und Außenbereich. Seit knapp 50 Jahren erstellt das interdisziplinäre Team maßgeschneiderte Farb- und Materialkonzepte für über 800 Projekten im Jahr, entwickelt Farbtonkollektionen und neue Oberflächentechniken. Spezialisiert hat sich Petra Ruhnau auf die individuelle Architekturgestaltung mit Farbe, Material und Oberflächen für Fassaden und Innenräume. Hier kommen ihre Antworten auf unseren kleinen Fragenkatalog.

Wie beeinflussen Farben die Produktivität und die soziale Interaktionen im Büro?

Die Frage ist doch: Wenn Homeoffice zum Standard wird, wie locke ich die Mitarbeiter dann ins Büro? Ein wesentlicher Baustein – neben einer erfüllenden Aufgabe, gegenseitigem Respekt und Teamgeist – ist eine gute Innenraumgestaltung mit unterschiedlichen, in sich ausgewogenen Atmosphären. Wir haben je nach Tätigkeit wie auch persönlicher Disposition unterschiedliche Bedürfnisse: Kommunikation oder Konzentration, Anregung oder Beruhigung usw.

Dafür braucht es Räume mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten. Und dafür sind Farbe und Material essenziell. Wenn die Material- und Farbkonzepte auf Tätigkeit und Bedürfnisse abgestimmt sind, wirkt sich das positiv auf Motivation und Wohlfühlen aus. Durch Farbe werden Räume emotionaler, sinnlicher und inspirierender – und stimulierende Orte fördern auch das Miteinander.

Mit Farben verschiedene Bereiche im Büro differenzieren

Zum einen, dass die jeweilige Farbigkeit die Tätigkeit unterstützt, zum anderen, dass ein in sich stimmiges Gesamtkonzept entsteht. Damit letzteres funktioniert, werden die Farbkombinationen sorgfältig aufeinander abgestimmt. Beim Gang durch die verschiedenen Räume wird alles wahrgenommen, wenn auch in der Regel unbewusst. Unsere Wahrnehmung ist immer emotional gefärbt, auch die Raumwahrnehmung.

Welche Farben werden klassischerweise für was eingesetzt?

Generell eignen sich wohnliche Farbnuancen für Austausch, Teamarbeit und Regeneration, denn hier geht es um das Fördern von Vertrautheit und Miteinander. Klassischerweise wird oft von Grün und Blau für Ruhezonen und aktivierenden, warmen Farben wie Orange und Rot für Austausch gesprochen. Wichtiger als Rot, Grün, Blau ist jedoch die Nuancierung einer Farbe – also die Helligkeit und die Sättigung sowie die Farbtonkombination, die sie eingeht, welche Kontraste sie bildet.

Konzentriertes Arbeiten erfordert zum Beispiel eher weiche Farbkontraste und Nuancen, die Weite vermitteln wie zartes Blaugrau. Eine klare, kontrastreiche Farbgebung unterstützt Aktivierung, gut geeignet für Meetings im Stehen, bei denen schnell Entscheidungen getroffen werden sollen. Wichtig sind auch Haptik (unterschiedliche Oberflächen, Strukturen, z. B. glatt - rau) und die visuelle Ergonomie für Orientierung, schnelles Erfassen, gutes Sehen ohne Nachbildeffekte. Ideal sind Raumatmosphären, die berühren und vielfältig anregen, alle Sinne angenehm ansprechen und eine entspannte Atmosphäre bieten.

Mehr Beispiele unterschiedlicher Szenarien für Besprechungsräume

Welche Rolle spielen natürliches Licht und künstliche Beleuchtung?

Ohne Licht keine Farbe, ohne eine gute Lichtgestaltung keine gute Farbatmosphäre. Oder anders gesagt: Ohne eine gute Lichtgestaltung, die auf die Atmosphäre abgestimmt ist, haben wir Farbdesigner es schwer. Die Farbwirkung ist abhängig von der Lichtintensität, Lichtfarbe und der jeweiligen Oberflächen im Raum. Südlicht ist anders als Nordlicht. Bei künstlicher Beleuchtung spielen Farbtemperatur und Lichtführung eine große Rolle. Es gibt Farben, die viel Licht benötigen, um zu strahlen wie ein helles Coelinblau und Farben, die im Schatten besser wirken, wie tiefes Ultramarin. Kreative, texturierte Oberflächentechniken kommen im Streiflicht besonders zur Geltung. Es bedarf also einer feinen Abstimmung von Farbe, Material und Licht, damit das Ergebnis überzeugt.

Was ist zuerst da: das Raumkonzept, die Farbe oder das Design?

Das gibt es alles und ist abhängig vom Projekt und Auftraggeber. Idealerweise steigen wir ein, wenn das Ziel definiert wird: Was will ich mit dem Raum erreichen, welche Atmosphäre soll er haben? Dann können wir Farben und Oberflächen genau darauf abstimmen. Oft kommt der Wunsch nach einer Farbgestaltung aber auch erst, wenn die Räume fertiggestellt sind. Dann stehen Bodenbeläge, Möbel und deren Oberflächen meistens schon fest und wir entwickeln in Zusammenarbeit mit den Planenden und/oder Bauherren Zielsetzung und Möglichkeiten der Ausgestaltung. Bei Renovierungen ist es wichtig, vorhandene Farbigkeiten zu berücksichtigen. Erfreulicherweise kann auch bei unstimmigen Voraussetzungen Farbe ein verbindendes Element sein, das einen Raum aus seinem Dornröschenschlaf aufweckt und überraschend aufwertet.

Redaktion
Kristin Habbel
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