E-Line Pro

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Automatisierung ist eine Notwendigkeit

Interview mit einem Logistik-Experten

Wer die Zukunft einer Branche mitgestalten will, muss nicht nur die Rahmenbedingungen kennen – sondern auch weit vorausblicken und technologische genau wie gesellschaftliche Trends berücksichtigen. Mit dem Logistik-Unternehmen Raben Group haben wir in Polen bereits mehrere LED-Sanierungsprojekte umgesetzt, mit unserem E-Line Next LED Lichtbandsystem, dem Lichtmanagementsystem LiveLink Premium und Cloud-Services. Jetzt haben wir den Kontakt genutzt und Michał Węgrzyn, Regional Contract Logistics Director, Raben Logistics Polen, ein paar spannende Fragen zur Digitalisierung in der Logistik gestellt.

Die Logistik gilt als digitale Vorzeigebranche.

Wo steht Ihr Unternehmen derzeit?

Die Raben Group arbeitet seit vielen Jahren an der Automatisierung und Robotisierung von Prozessen und Dienstleistungen. Bei der Automatisierung konzentrieren wir uns auf intelligente IT-Lösungen, z. B. Plattformen, die selbstständig Informationen für unsere Kunden bereitstellen, etwa die voraussichtliche Ankunftszeit (ETA) einer Lieferung. Im Bereich der Lagerautomatisierung und Robotik implementieren wir Geräte zur Sendungsverfolgung, wir nutzen autonome oder halbautomatische Gabelstapler sowie kollaborative Roboter mit "kobotischen" Armen. Dazu kommen Sensoren für das Internet der Dinge (IoT), VR-Fahrsimulatoren und viele andere Lösungen, die die Effizienz von Lager- und Transportprozessen steigern. Das langfristige Ziel ist eine Hyper-Automatisierung durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz, maschinellen Lerntechniken und die Integration von Informationen aus anderen Plattformen und Systemen z.B. IoT-Sensoren, industrielle CCTV-Kameras oder GPS-Systeme.

Was bringen digitale Tools zur Planung von Logistik-Immobilien und -Prozessen?

Die digitale Simulation von Lagerprozessen hilft uns dabei, neue Lager oder Infrastrukturerweiterungen effizient zu planen. Wir können verschiedene Abläufe und Modelle überprüfen und herausfinden, wo etwas geändert oder verbessert werden kann. So lassen sich virtuell Engpässe aufdecken und Positionen und Ausrüstung optimal planen – und zwar noch vor dem ersten investierten Cent und Spatenstich.

Auch „digitale Zwillinge“ haben wir bereits eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein digitales Modell, das das reale Lager-System vollständig nachbildet und mit diesem in Echtzeit interagiert. Digitale Zwillinge helfen dabei, verschiedene Logistik-Szenarien, Layouts und Prozessschemata virtuell durchzuspielen, indem sie zeigen, wie das echte System auf die Veränderungen reagiert.

Ist die Automatisierung in der Logistik Fluch oder Segen?

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und angesichts der Komplexität und Diversität der Aufgaben und Prozesse in der Logistik-Branche ist Automatisierung vor allen Dingen eine praktische Notwendigkeit. Bei Raben fokussieren wir uns aktuell auf die Robotic Process Automation RPA. RPA-Bots sind keine physischen Roboter, sondern Software-Programme, die wiederkehrende, hochkomplexe Aufgaben selbständig übernehmen können, etwa Angebote und Rechnungen erstellen, Be- und Entladeabläufe planen, Routen berechnen und vieles mehr. RPA-Bots entlasten die Mitarbeiter, indem sie langweilige und fehleranfällige Routinearbeiten übernehmen. Und sie erledigen ihre Aufgaben um ein Vielfaches schneller als ihre menschlichen Kollegen, was dem Fachkräftemangel entgegenwirkt.

In der Industrie 5.0 wird das menschliche Wohlbefinden zunehmend wichtiger.

Welche Rolle spielt die Beleuchtung in diesem Zusammenhang?

Die Zeiten von schlecht ausgeleuchteten Lagern und Logistikflächen sind definitiv vorbei. Während die Beleuchtung früher primär nach funktionellen und normativen Kriterien ausgewählt wurde, rücken nun Faktoren wie Lichtqualität, menschliches Wohlbefinden und Gesundheit in den Mittelpunkt. Denn die Ansprüche und Erwartungen der Mitarbeiter an die Attraktivität ihres Arbeitsplatzes sind enorm gestiegen.

Eine gut gestaltete Beleuchtung trägt nicht nur dazu bei, dass sich die Mitarbeiter wohler fühlen, sondern kann auch die Effizienz beim Arbeiten steigern. Durch die Reduzierung von Augenbelastung und die Schaffung einer angenehmen Arbeitsumgebung können Mitarbeiter konzentrierter und produktiver arbeiten, was sich letztendlich positiv auf die Unternehmensleistung auswirkt.

Im Logistikkomplex in Ruda Slaska setzen Sie auf smartes Licht.

Zahlt sich das aus?

Auf jeden Fall, und zwar gleich mehrfach. Wir haben uns insbesondere aufgrund der hohen Betriebswirtschaftlichkeit, Lichtqualität und Nachhaltigkeit für 8 km E-Line Next LED und das Lichtmanagementsystem LiveLink entschieden. Für einen minimalen Energieverbrauch wurden zudem Sensoriken zur Anwesenheitserfassung in das Netzwerk integriert. Nicht in Geld umrechnen lässt sich dagegen die Lichtqualität. Die Leuchten in Ruda Slaska sorgen mit individuellen Lichtverteilungen in allen Hallenbereichen für ausgezeichnete Sehverhältnisse – vom Boden bis zu einer Höhe von über zwölf Metern. Das erhöht die Sicherheit, den Sehkomfort und das Wohlbefinden gleichermaßen.

Autonome Lieferfahrzeuge, Lieferroboter, fliegende Drohnen –

Wann werden wir diese Ansätze in der Praxis sehen?

Alle diese Lösungen gibt es schon seit einiger Zeit. Ihr Einsatz wird in den meisten Fällen nicht durch die Kosten, sondern vor allem durch gesetzliche Vorschriften behindert, die nicht immer mit der Technologie Schritt halten. Auch die Sicherheit des Transports und der transportierten Güter spielen eine wichtige Rolle. Daher denke ich, dass es noch etwas dauert, bis sich die genannten Lösungen in der Praxis durchsetzen werden.

Wie sieht für Sie die Logistik der Zukunft aus?

Die Zukunft gehört der allgegenwärtigen künstlichen Intelligenz. Dank des maschinellen Lernens werden Roboter in der Lage sein, sich weiterzuentwickeln, eigenständig Entscheidungen zu treffen und zugewiesene Aufgaben selbständig auszuführen. Künstliche Intelligenz wird dabei helfen, Prozesse zu optimieren, Kosten zu senken und Nachhaltigkeit und Effizienz zu verbessern. Der Mensch wird in der Lieferkette in Zukunft vermutlich nur noch der Initiator und nicht mehr der Ausführende des Prozesses sein. Die Rolle des Logistikers wird jedoch nicht verschwinden.

Er wird Kunden weiterhin bei der Verwirklichung ihrer Geschäftsziele und -pläne unterstützen. Einziger Unterschied: Er kann in Zukunft auf eine Vielzahl digitaler Lösungen zugreifen, um den Lieferprozess an den Endverbraucher zu optimieren. Das heißt, ich glaube nicht, dass Roboter ein Ersatz für engagierte Mitarbeiter sind. Automatisierung, Robotik oder KI helfen ihnen vielmehr dabei, mit der sich verändernden Welt Schritt zu halten.

Redaktion
Claudia Lüdenbach
Head of Application Management Industry
TRILUX
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