In direkter Nachbarschaft zum Stuttgarter Hauptbahnhof thront weithin sichtbar ein neues Wahrzeichen der Landeshauptstadt. Für diesen besonderen Ort, an dem sich traditionelle und digitale Medien zur Bibliothek des 21. Jahrhunderts verbinden, entwarf der südkoreanische Architekt Eun Young Yi ein Gebäude mit klarer und reduzierter Formensprache.

Ein Blick auf die besondere städtebauliche Lage verdeutlicht, dass auf dem Baugebiet A1 des Milliardenprojekts Stuttgart 21 nur ein starkes architektonisches Symbol gegen die mächtigen, in direkter Umgebung emporschießenden Büro- und Shoppingkomplexe Bestand haben konnte. Dem kubischen Bau der neuen Stadtbibliothek oblag die besondere Aufgabe, als Mittelpunkt des neu entstehenden Quartiers kulturelle Anziehungskraft zu entwickeln. Dass trotz dieser Anforderungen keine bunte und spektakuläre Eventarchitektur, sondern ein klarer und reduzierter Gestaltungsansatz verwirklicht wurde, muss man dem verantwortlichen Architekten Eun Young Yi anrechnen.

In seinem Entwurf zählen innere Werte: Die streng gerasterte Fassade aus Beton und Glasbausteinen lässt das Haus von außen zwar hermetisch und in sich gekehrt erscheinen, im Innern jedoch offenbart sich dem Besucher eine eindrucksvolle Raumvielfalt. Die zentralen Bereiche der Stadtbibliothek bilden drei achsialsymmetrische Haupträume: das „Forum“ im Untergeschoss, ein als „Herz“ bezeichneter kubischer Raum in der Eingangsebene sowie der Lesesaal, der sich in Form einer invertierten Stufenpyramide vom fünften bis hinauf zum neunten Geschoss erhebt. Diese drei Volumen repräsentieren die elementaren Ideen moderner Bibliotheksarchitektur – Information, Kontemplation und Kommunikation.

Um die zentralen Räume gruppieren sich Funktionsbereiche und Erschließungsflächen, die ihrerseits von einem Ring aus Arbeits- und Kommunikationszonen umgeben sind. In den umlaufenden Galerien der inneren Fassadenebene findet die konzentrische Anordnung der Funktionen ihren gestalterischen Abschluss. Sie bieten allen Bibliotheksnutzern die Möglichkeit, in direkter Nähe ihrer Studienplätze einen Blick in die sich stets transformierende Umgebung zu werfen und dabei ein neues Stadtviertel in seiner Entstehung zu beobachten. Gleichzeitig bietet der Ausblick einen reizvollen Kontrast zur monochromen Innenraumgestaltung. Deren Grau- und Blautöne werden lediglich durch die lebendige Farbigkeit der Buchrücken aufgelockert. Eine effektvolle Kombination, die den besonderen gesellschaftlichen Wert des physischen Informationsmediums Buch auch angesichts von 200 computergestützten Arbeitsplätzen deutlich macht.

Der Anspruch des neuen Nutzungskonzepts, Wissen aktiv zu vermitteln und nicht hinter hohen Mauern zu verwahren, wird in der Nacht besonders deutlich: 600 in der Fassade angebrachte Leuchten tauchen die Bibliothek in strahlendes Blau und machen aus ihr ein weithin sichtbares Wahrzeichen der badenwürttembergischen Landeshauptstadt. Da auch im Bibliotheksinnern der Beleuchtung eine besondere Rolle zukommt, kooperierten Architekten, Lichtplanungsingenieure und die Spezialisten von TRILUX bereits seit Beginn der Planungen. Das Ergebnis überzeugt: Ausreichend hell, aber blendfrei ermöglicht die Sonderleuchte vom Typ 3912 RWV den Nutzern der Stadtbibliothek konzentriertes Arbeiten über mehrere Stunden. Herzstück des Beleuchtungskonzepts ist das Digital Addressable Lighting Interface (DALI). Diese standardisierte, digitale Schnittstelle sorgt dafür, dass überall und zu jedem Zeitpunkt eine optimale Beleuchtung zur Verfügung steht.