Das Beleuchtungsniveau an einem Ort wird für die Innenbeleuchtung im Allgemeinen durch die Beleuchtungsstärke beschrieben. Durch die Reflexion bewirkt sie Leuchtdichten auf Oberflächen und damit einen Helligkeitseindruck, der die visuelle Leistung bestimmt. Sie ist in diesem Zusammenhang der wichtigste beleuchtungstechnische Planungswert. Die Höhe der benötigten Beleuchtungsstärke bestimmt maßgeblich Art und Anzahl der einzusetzenden Leuchten und damit den Energieaufwand für die Beleuchtung. Infolge der Alterung der Leuchtmittel sowie der Verschmutzung von Leuchten und Raum verringert sich die Beleuchtungsstärke mit zunehmender Betriebszeit (siehe Abb. 3.8). In der Planung wird diese Abnahme mit dem Wartungsfaktor erfasst. Um sicherzustellen, dass die geforderten Mindestwerte der Beleuchtungsstärke auch unter Betriebsbedingungen der Beleuchtungsanlage nicht unterschritten werden, sind die in der europäischen Norm EN 12464-1 empfohlenen Beleuchtungsstärkewerte als Wartungswerte Em definiert (die Abkürzung E kennzeichnet mit dem Querstrich den örtlichen Mittelwert, der Index m – aus dem englischen Wort maintained abgeleitet – den Wartungswert der Beleuchtungsstärke). Zu dem Zeitpunkt, an welchem der Wartungswert der Beleuchtungsstärke erreicht wird, muss eine Wartung und ggf. auch eine Instandsetzung der Anlage erfolgen. Um die gegebene Abnahme kompensieren zu können, muss eine Neuanlage zunächst einen erhöhten Wert der Beleuchtungsstärke aufweisen (Neuwert). Der der Planung zugrunde zu legende Neuwert der Beleuchtungsstärke ergibt sich aus dem Wartungswert und dem Wartungsfaktor: Neuwert = Wartungswert/Wartungsfaktor
Beispiele für besondere Sehbedingungen (Erläuterungen zur Matrix in Abbildung 1.13) 1. Für den Arbeitsablauf besonders kritisch, also von besonderer Bedeutung, sind Arbeiten in toxikologischen Laboratorien oder ähnlichen Arbeitsstätten, in denen mit gefährlichen Stoffen umgegangen wird oder die besondere Bedingungen hinsichtlich Gesundheitsschutz der Mitarbeiter oder besonders hohe Anforderungen an Reinheit und Sorgfältigkeit, z. B. auch hinsichtlich der verarbeiteten Stoffe, aufweisen. Auch zeitlich getaktete Tätigkeiten können für den Arbeitsablauf kritisch sein, wenn diese nicht zuverlässig ausgeführt und damit Folgeprozesse behindert werden. Sehfehler wirken sich mit hohen Konsequenzen auf die Menschen, auf die Produktion und auf das Unternehmen aus. 2. Je nach Einfluss von Seh- und damit Arbeitsfehlern können erhebliche zusätzliche betriebliche Kosten entstehen. Zum Beispiel wenn Materialfehler beim Zuschneiden von Leder trotz vorheriger Kontrolle übersehen werden, sehbedingte Fehler in fabrikatorischen Vorstufen hohe Kosten in den Weiterbearbeitungsprozessen auslösen. Auch Fehler beim Lesen von Zahlen verursachen unter Umständen hohe Kosten, wenn diese falsch erkannten Zahlen z. B. in ein EDV-System eingegeben und mit erheblichen Konsequenzen weiterverarbeitet werden. 3. Besseres Sehen und bessere visuelle Konzentration hat bessere Leistungsmerkmale zur Folge. Ist eine höhere Produktivität durch höhere visuelle Genauigkeit wichtig, sind die Beleuchtungsstärke und auch andere Kriterien der Beleuchtung zu verbessern. 4. Sehdetails, deren Größe merklich unter der üblichen Sehaufgabe liegen oder besonders schlechte Kontraste aufweisen, erfordern höhere Beleuchtungsstärken. Schlechtere als der üblichen Sehaufgabe zuzuordnende Kontraste liegen z. B. beim Lesen schwer erkennbarer Vorlagen vor, beim Sehen durch Sicherheitsscheiben, wie z. B. beim Arbeiten mit den Händen in Durchgreiföffnungen spezieller Absaugkabinen in Laboratorien, beim Arbeiten in Räumen mit Dunst oder Dämpfen oder auch beim Arbeiten mit Sicherheitsbrille. 5. Arbeiten, die regelmäßig über die normale (Schicht-) Arbeitszeit hinaus geleistet werden müssen, erfordern höhere Beleuchtungsstärken. 6. Eine geringe Tageslichtversorgung ist gegeben, wenn ein Tageslichtquotient von < 4 % vorliegt (siehe auch Kapitel „Nutzung des Tageslichtes“). In Gebäuden mit guter Tageslichtversorgung der fensternahen Arbeitsbereiche ist ab einer Raumtiefe, die dem zweieinhalbfachen Wert der Höhe der Fensteroberkante entspricht, die Tageslichtversorgung als nicht mehr ausreichend anzusehen. In solchen Räumen ist für die Homogenität der Beleuchtung eine regelbare Beleuchtung zu empfehlen, die, wenn am Tage die fensternahen Bereiche durch das natürliche Licht erhellt sind, die künstliche Beleuchtung in der Raumtiefe auf einen erhöhten Sollwert der Beleuchtungsstärke einstellt. Eine circadiane Steuerung der Farbtemperatur der Beleuchtung kann den Ausgleich der Lichtversorgung zwischen den Bereichen unterstützen.7. Ältere Menschen haben einen höheren Lichtbedarf. So benötigt ein 50-jähriger für die gleiche Sehaufgabe ein 1,5fach höheres Beleuchtungsniveau als ein 20-jähriger, was etwa einer Beleuchtungsstärke-Stufe entspricht (siehe auch Abb.). Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt im Jahr 2020 das Durchschnittsalter der Deutschen bei 45 Jahren, was die Empfehlungen der Norm EN 12464-1 hinsichtlich eines erhöht verfügbaren Beleuchtungsniveaus zusätzlich nahelegt.
7. Ältere Menschen haben einen höheren Lichtbedarf. So benötigt ein 50-jähriger für die gleiche Sehaufgabe ein 1,5fach höheres Beleuchtungsniveau als ein 20-jähriger, was etwa einer Beleuchtungsstärke-Stufe entspricht (siehe auch Abb.). Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt im Jahr 2020 das Durchschnittsalter der Deutschen bei 45 Jahren, was die Empfehlungen der Norm EN 12464-1 hinsichtlich eines erhöht verfügbaren Beleuchtungsniveaus zusätzlich nahelegt.
8. Besonders große Details oder sehr hohe Kontraste der Sehaufgabe lassen andererseits auch geringere Beleuchtungsstärken zu. 9. Dies gilt auch für Sehaufgaben, die nur vorübergehend und kurzzeitig geleistet werden müssen, z. B. das gelegentliche Entnehmen von Waren aus einem Lager im Gegensatz zur ständigen Lagerarbeit. Für Räume, die bestimmungsgemäß nur kurzzeitig genutzt werden, ist dieses Merkmal bereits bei den genormten Werten der Beleuchtungsstärke berücksichtigt, z. B. für Toilettenräume.